Neulich stöberte ich in meinen alten Schulunterlagen und wunderte mich, was ich alles wieder fand. Auch dabei war eine von mir geschriebene Strafarbeit wegen zweimaligem Vergessen der Unterschrift meiner Eltern unter einem Deutschtest. Bei der Strafarbeit musste ich einen Aufsatz über eine halbe DIN A4 Seite mit dem Titel „Der vergessliche Schüler“ schreiben.
Beim Durchlesen dieser Strafarbeit ging mir sofort durch den Kopf, dass man als Lehrer, wenn man denn Strafarbeiten aufgeben muss, das Thema gründlich wählen sollte. Ansonsten „verarschen“ einen die Schüler noch damit und den Zweck erfüllt sie auch nicht.

Brav, wie ich war (*grins*), fing ich an zu schreiben:

„Man sollte immer seine Schulsachen vollständig und sauber mitbringen.“

Weiter kam ich damit nicht, weil meine Mutter sagte, dass man ja wohl immer mal etwas vergessen kann und das die ganze Strafarbeit „bekloppt“ sei.
Dann einigten wir uns, dass ich folgendes schreibe:

„Ich als Schüler muss jeden Morgen aus dem Fenster gucken wie das Wetter ist und mich dementsprechend anziehen. Danach darf ich das Waschen nicht vergessen. Wenn ich dann gefrühstückt habe, muss ich, wenn ich zur Schule fahre, den Haustürschlüssel und den Ranzen mitnehmen und natürlich darf ich auch den Turnbeutel nicht vergessen. An der Schule angekommen muss ich daran denken, dass ich das Fahrrad anschließe und dass ich in der 9 und 10 Uhr Pause den Milchverkauf nicht vergessen darf. Wenn ich dann endlich aus der Schule komme und nach Hause fahre, muss ich daran denken, dass ich mein Fahrrad so in den Schuppen stelle, dass mein Vater sein Moped auch noch darein stellen kann. Wenn ich das erledigt habe, muss ich erst vor dem Essen Hände waschen. Nach dem Essen gehe ich dann an meine Hausaufgaben, die ich auch nicht vergessen darf. Kaum sind die Hausaufgaben fertig, muss ich an den Termin denken, den ich am Nachmittag habe und noch die Schulsachen z.B. Zettel usw. zu kaufen. Dann muss ich daran denken, dass ich rechtzeitig wieder zu Hause bin und dass ich dann meinen Ranzen für den nächsten Tag packe. Dann muss ich daran denken, den Abendbrottisch zu decken und die Spülmaschine auszuräumen. Wenn ich dann gegessen habe, muss ich an meinen Film denken, den ich gerne gucken möchte. Dann, wenn es Zeit wird ins Bett zu gehen, darf ich nicht vergessen unsere Katze in ihr Katzenhaus zu bringen und das Katzenklo auszuleeren. Wenn ich das erledigt habe, muss ich wieder daran denken mich zu waschen und meinen Eltern „gute Nacht“ zu sagen. Liege ich dann im Bett, muss ich noch daran denken den Wecker für den nächsten anstrengenden Tag zu stellen.
Also ist es kein Wunder, dass man mal etwas vergisst!!!!!“

Dieser Aufsatz war nun wesentlich länger als eine halbe Seite, es brachte aber mehr Spaß diesen zu schreiben. Selbst heute wüsste ich nicht, was ich ansonsten zu dem Thema hätte schreiben sollen.

Ich gab ihn am nächsten Tag meiner Lehrerin und sie hat nie etwas dazu gesagt, mir aber auch nie wieder, wenn ich etwas nicht gemacht habe, eine Strafarbeit aufgegeben.